Digitales Geschäftsmodell entwickeln
Die Liste von erfolgreichen digitalen Geschäftsmodellen ist lang. PayPal, Facebook, Spotify oder Netflix – sie alle haben eins gemeinsam: zu Beginn der Erfolgsgeschichte wurde ein effektives Geschäftsmodell entwickelt. Dieser Trend ist im B2C-Bereich weiter fortgeschritten, jedoch lässt sich eine steigende Entwicklung von digitalen Geschäftsmodellen im B2B-Bereich beobachten.
Digitales Geschäftsmodell Definition: Was ist ein digitales Geschäftsmodell?
Zunächst sollte man verstehen, was unter einem digitalen Geschäftsmodell verstanden wird. Dies kann durch ein digitales Produkt (z.B. Apps), einer Dienstleistung (z.B. Online-Preisvergleiche) oder einer Technologie, welche den Austausch von digitalen oder analogen Produkten/Dienstleistungen (z.B. Online-Shop) ermöglicht, definiert werden. Hierfür sind Informationssysteme zwingend notwendig. Auf einer sehr allgemeinen und intuitiven Ebene ist ein Geschäftsmodell eine Beschreibung einer Organisation und wie diese Organisation bei der Erreichung ihrer Ziele, wie zum Beispiel die Generierung von Umsatz, funktioniert.
Wie lässt sich ein Geschäftsmodell entwickeln?
Speziell für Startups und Gründer, aber auch für etablierte Unternehmen, gibt es seit dem Jahr 2008 eine Methode zur Entwicklung und Überarbeitung von innovativen und komplexen Geschäftsmodellen. Dieser Ansatz gilt mittlerweile als bekanntester und am meisten verbreitet. Die Rede ist von dem Business Model Canvas. Die klar definierte Struktur dieses Modells ermöglicht eine visuelle Veranschaulichung der geplanten Geschäftsidee und zeigt mögliche Lücken bezüglich der Umsetzung auf. Insbesondere lässt sich das Modell für die folgenden drei Anwendungsbereiche nutzen:
- Analyse des bestehenden Geschäftsmodells
- Generierung neuer Geschäftsmodelle
- mündliche oder schriftliche Kommunikation neuer Geschäftsmodellideen
Anwendung des Business Model Canvas
Die Intention hinter dem Business Model Canvas ist eindeutig. Ursprünglich sollten moderne Kreativitäts- und Hilfstechniken mit einem leicht verständlichen Ordnungsrahmen kombiniert und die wichtigsten Erkenntnisse visualisiert werden. Die Übersicht ist deshalb dafür konzipiert, großformatig ausgedruckt und beschrieben oder beklebt zu werden. Nutzen können Sie hierfür klassisch Stifte und Marker oder beschriebene Post-its. Alternativ kann das Modell mit digitalen Techniken bearbeitet werden.
Zusätzlich empfiehlt es sich in einem heterogenen Team aus maximal 5 - 10 Teilnehmern zu arbeiten. Vor diesem Hintergrund können unterschiedliche Wissens- und Erfahrungshorizonte oder Fachbereiche ausgetauscht werden, um einen umfassenden und detaillierten Überblick zu erhalten.
9 Komponenten des Business Model Canvas
Es empfiehlt sich den konkreten Ablauf des Canvas Modells einzuhalten. Beginnen Sie mit der Definition ihrer Kundensegmente (Customer Segments). Hiermit werden Personengruppen und/oder Organisationen verstanden, die Sie mit einem konkreten Wertversprechen erreichen und durch dieses Mehrwerte schaffen möchten. Versuchen Sie die drei wichtigsten Segmente aufzulisten, die den größten Umsatz generieren. Im zweiten Schritt sollten Sie das Wertversprechen (Value Propositions) konkretisieren. Was sind Ihre Produkte / Dienstleistungen, die einen Mehrwert für das festgelegte Kundensegment schaffen? Anschließend müssen die entsprechenden Kanäle (Channels) ausgewählt werden. Hier sollte sich den vielfältigen Möglichkeiten aus Kommunikation-, Vertriebs-, und Verkaufskanälen bedient werden, um Ihr Wertversprechen optimal zu kommunizieren und Ihr analysiertes Kundensegment mit den Produkten zu beliefern. Langfristige und erfolgreiche Kundenbeziehungen sind für jedes Unternehmen erstrebenswert. Daher muss über den Aufbau von Kundenbeziehungen (Customer Relationships) ausführlich nachgedacht werden. Somit sollte beantwortet werden: welche Art von Beziehung soll zu unserem Kundensegment aufgebaut und gepflegt werden? Wie sollen Kunden gewonnen und gehalten werden? Das Zusammenspiel dieser vier genannten Faktoren sorgt für die generierten Einnahmequellen (Revenue Streams). Im konkreten ermöglicht dies das Wertversprechen, welches über die richtigen Kanäle dem Kundensegment angeboten wird. Somit sollte überlegt werden, welchen Preis die Kunden bereit sind zu zahlen.
Im nächsten Schritt sollten die Schlüsselressourcen (Key Resources) definiert werden, welche das Unternehmen benötigt, um die jeweiligen Produkte bzw. Dienstleistungen anzubieten und zu liefern. Hierzu zählt das benötigte Personal, Kenntnisse und finanzielle Mittel, die benötigt werden, um Ihr Unternehmen zu führen. Genauer genommen werden die wichtigsten Vermögenswerte dargestellt. Des Weiteren sollten Sie Ihre Schlüsselaktivitäten (Key Activities) formulieren. Stellen Sie sich hierbei die Frage: Welche Aktivitäten ergreifen Sie täglich, um Ihr Geschäftsmodell voranzutreiben? Mit diesen Aktivitäten sollten Sie sich zum einem von Ihren Wettbewerbern absetzen und zum anderen eindeutig Ihr Alleinstellungsmerkmal kommunizieren. Darüber hinaus kann ein Unternehmen nur erfolgreich sein, wenn es über ein starkes Netzwerk von Partnern verfügt. Diese werden als Schlüsselpartnerschaften (Key Partners) bezeichnet. Speziell sind diese für die Versorgung der externen Ressourcen und Aktivitäten verantwortlich. Beachten Sie allerdings, dass hierbei nicht die Lieferanten zu nennen sind. Abschließend wird die Kostenstruktur (Cost Structure) betrachtet. Diese beschreibt alle Kosten, die entstehen, um aus Ihrem Geschäftsmodell ein wirtschaftsfähiges Unternehmen zu entwickeln.
Warum sollte das Geschäftsmodell mit dem Canvas gestaltet werden?
Das Business Model Canvas ist nicht nur ein einfaches Brainstorming-Tool. Vielmehr ist es “the way to go”, welcher dabei hilft, den Fokus darauf zu richten, was das Unternehmen antreibt. Zudem bietet das Model ein hohes Maß an Flexibilität. Seien Sie offen für neue und kreative Denkpfade und probieren Sie verschiedene Möglichkeiten aus. Des Weiteren ist durch die logische Struktur eine gute Nachvollziehbarkeit geschaffen. Dies schafft zum einen für Sie Transparenz, aber auch für externe Leser.
Beachten Sie allerdings, dass dieses Model nicht den Businessplan ersetzt. Vielmehr dient es als eine optimale Vorarbeit, um zu prüfen, ob Ihre Idee von dem Geschäftsmodell umsetzbar ist, und sich effektiv gestalten lässt.
Die Modellierung Ihres Geschäftsmodells anhand des Canvas Model nimmt einige Zeit in Anspruch. Allerdings sollten Sie beachten, dass eine sorgfältige Erarbeitung zielführend und erfolgsversprechend ist, denn so beobachten Sie mögliche Lücken in Ihrem Geschäftsmodell oder idealerweise können Sie direkt mit der Umsetzung Ihres Vorhabens beginnen. Getreu dem Motto: “Gut Ding braucht Weile”.