Retrospektive Methoden – aus Fehlern lernen
Die Arbeitswelt wird zunehmend komplexer. Zusammenarbeit wird agiler und dezentraler, sodass Projektmanager viele Fäden zusammenführen müssen. Das kann sehr herausfordernd für das ganze Team sein. Umso wichtiger ist es, Erfahrungen zu sammeln, zu systematisieren und mit Hilfe von Methoden zur Retrospektive für sich nutzbar zu machen.
Welche Retrospektive Methoden dabei besonders vielversprechend sind und wie man diese für sich und sein agiles Team nutzt, um immer weiter zu wachsen, das erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist eine Retrospektive? Retrospektive Definition
Eine Retrospektive ist die gemeinsame Rückschau eines Projektteams, um zu analysieren, welche Dinge gut beziehungsweise nicht so gut gelaufen sind. Dabei gibt es unterschiedliche Methoden, die man bei der Durchführung einer Retrospektive nutzen kann. Die Methode, das Vorgehen sowie die Moderation einer Retrospektive sind wichtige Bestandteile zur Durchführung eines Retro-Meetings.
Wann ist eine gemeinsame Retrospektive sinnvoll?
Organisationen und Unternehmen befinden sich in einem ständigen Lern- und Wandlungsprozess. Die Komplexität der Umgebung sowie schnelle Veränderungen fordern von Organisationen und Individuen ein hohes Maß an Anpassungs- und Lernfähigkeit. Für die Weiterentwicklung auf der Organisationsebene ist es wichtig, Erfahrungen zu systematisieren und diese für sich nutzbar zu machen.
Eine Retrospektive ermöglicht es, Learnings und Erkenntnisse aller in einem Projekt involvierten Menschen, miteinander zu teilen. So stellt man sicher, dass aufgetretene Fehler nicht wiederholt werden und Projekte in der Qualität steigen.
Methoden Retrospektive – viele Ansätze mit dem gleichen Ziel
Um eine Retrospektive zielgerichtet durchzuführen, gibt es unterschiedliche Ansätze, die von Projektgruppen durchgeführt werden können. Methoden wie die Start-Stop-Continue Methode gehören zu den einfachen und unkompliziertesten Methoden. Sollte es sich um komplexe Projekte handeln, können tiefergreifende Methoden hilfreich sein.
Es ist darüber hinaus wichtig, einen Moderator in der Retrospektive zu nutzen. Ein Moderator ist ein neutraler Part, der den Rückblick auf einem rationalen Level ermöglicht.
Darüber hinaus stellt ein Moderator sicher, dass alle Beteiligten zu Wort kommen und ihre Erfahrungen teilen können. Ziel einer Retrospektive ist es, richtige Aktionen aus der Sammlung an Erfahrungen abzuleiten. Auch das ist Teil der Aufgabe eines Moderators.
Im Folgenden lernen Sie die Methoden kennen, die wir innerhalb unserer Organisation nutzen. Darüber hinaus findet Feedback in Form einer Retrospektive auch immer einen Platz im Rahmen unserer Kundenprojekte sowie innerhalb unserer Workshops.
Einer unserer Workshops ist der Hybrid Sales Workshop. In diesem analysieren wir die Ausgangslage Ihrer Vertriebsorganisation und entwickeln ein modernes Vertriebskonzept mit einem konkreten Implementierungsplan. Weitere Informationen finden Sie hier:
Die Stop-Start-Continue Methode für die Retrospektive
Die wohl einfachste und eine sehr effektive Möglichkeit, eine Retrospektive durchzuführen ist die so genannte Stop-Start-Continue Methode. Die Projektgruppe sammelt Erfahrungen auf Post-Its. Das können positive und negative Erfahrungen sein. Sie ordnen diese im Anschluss in drei Kategorien:
- Stop: In dieser Kategorie landen Aktionen, Maßnahmen sowie Methoden, die in Zukunft keinerlei Anwendung mehr finden sollten.
- Start: In dieser Kategorie werden alle Dinge gesammelt, die man in den nächsten Projekten mal ausprobieren könnte.
- Continue: Hier hinterlegt man alles, was zu dem Projekterfolg beigetragen hat und was man beibehalten sollte.
Die Start-Stop-Keep-More-Less Methode für die Retrospektive
Wenn die Start-Stop-Continue Methode zu unspezifisch ist und es für komplexere Projekte auch umfangreichere Kategorien braucht, dann ist eine Erweiterung der Retrospektiven Methode möglich.
Continue heißt bei dieser Methode übrigens „Keep“, also beibehalten. Die Kategorie meint jedoch genau das gleiche. Es geht darum, Dinge, die funktionieren, weiterzuverfolgen.
Die beiden folgenden Kategorien werden bei dieser Methode ergänzt:
- More: Hier hinterlegt man Ansätze, die gut waren. Diese Ansätze können künftig weiter ausgebaut und intensiviert werden.
- Less: In dieser Kategorie sammelt man die Dinge, die zwar gut sind, aber die zu intensiv im Rahmen eines Projektes betrieben wurden.
Die Kategorisierung von Ereignissen vereinfacht es, den Sinn für wesentliche Herausforderungen zu stärken. Wichtig ist allerdings auch, dass aus Themen Aktionen abgeleitet werden, ansonsten versandet die Wirkung der Retrospektive.
Die I like, I wish, I wonder Methode für die Retrospektive
Ebenfalls eine Methode, die Erfahrungen kategorisiert ist die so genannte I like, I wish, I wonder Methode. Das Vorgehen ist dabei ähnlich zu den vorherigen Methoden.
Die drei Kategorien lassen sich wie folgt erklären:
- I like: In dieser Spalte landen alle positiven Erfahrungen innerhalb eines Projektes. Welche Dinge, haben zum Projekterfolg beigetragen? Welche Erfolgserlebnisse konnten innerhalb eines Projektes gefeiert werden?
- I wish: Hier landen alle Punkte, die sich die Projektmitglieder gewünscht hätten. Es geht darum, Erwartungen aufzulisten, die nicht erfüllt worden sind. Hier muss es das Ziel sein, bei zukünftigen Projekten, bestehende Erwartungen besser zu definieren und zu kommunizieren. Aus diesen Punkten können Teams besonders viel lernen.
- I wonder: Manchmal kommt es in Projekten zu unplanbaren Ereignissen. Jedes Projekt ist anders. Projektteilnehmer kennen die Schwachstellen genau. Aus diesem Grund sammelt man in dieser Spalte Dinge, die einem nicht ganz klar sind. Manchmal reicht es, wenn ein anderes Teammitglied den Hintergrund aufklärt und so ein Verständnis für ein bestimmtes Vorgehen entwickelt wird. Teilweise entdeckt man in dieser Spalte jedoch weitere Schwachstellen, an denen man in Zukunft arbeiten kann.
Das Five-Finger-Feedback
Das Five-Finger-Feedback kategorisiert Informationen in fünf Bereiche. Diese fünf Bereiche verdeutlichen, dass Feedback aus allen Perspektiven. Auch das ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Retrospektiven Methoden. Sie müssen umfangreich sein und dürfen bestimmte Sichtweisen nicht außenvorlassen.
Das Five-Finger-Feedback kategorisiert wie folgt:
- Der Daumen steht für: Das war richtig gut. Hier verteilen die Projektteilnehmer untereinander Komplimente und Shoutouts. Man fokussiert sich auf die Dinge, die richtig gut gelaufen sind.
- Der Zeigefinger steht für: Das können wir besser machen. Hier sammelt man Ideen für Verbesserung und Optimierung. Aus diesen Verbesserungsvorschlägen können neue Maßnahmen und Aktionen abgeleitet werden.
- Der Mittelfinger steht für: Das hat mir nicht gut gefallen. Auch hier müssen die negativen Punkte offen angesprochen und gesammelt werden. Nur so lassen sich Verbesserungen ableiten.
- Der Ringfinger steht für: Das konnte ich mitnehmen. Für die individuelle Motivation ist es wichtig, sich seinen eigenen Learnings bewusst zu machen. Darüber hinaus ist es auch für alle anderen Projektteilnehmer ein wertvoller Input, um ebenfalls etwas Neues zu lernen.
- Der kleine Finger steht für: Das kam zu kurz. Hier sammelt man Erfahrungen, die zu kurz gekommen sind. Auch die hier gesammelten Impulse stellen eine wichtige Grundlage dar, um Optimierungsmaßnahmen für die kommenden Projekte zu sammeln.
Die DAKI Retrospektive
DAKI ist ein Akronym und steht für: Drop, Add, Keep und Improve. Sie folgt einem ähnlichen Muster, wie die vorherigen Methoden. Ziel der Retrospektiven Methode ist es, innerhalb einer kurzen Zeit, eine Matrix zu erstellen, die Erfahrungen kategorisiert, sodass man Verbesserungen ableiten kann.
Die Kategorien unterscheiden sich wie folgt:
- Drop: Hier sammelt man Erfahrungen und Methoden, an denen man nicht festhalten möchte. Sie waren entweder im Projektverlauf hinderlich oder haben zu Missverständnissen geführt.
- Add: Hier werden Ideen strukturiert, welche man zur Verbesserung hinzufügen könnte.
- Keep: Das war gut, daran sollte auch in Zukunft festgehalten werden.
- Improve: Hier werden gute Ansätze gesammelt, die man jedoch künftig noch weiter verbessern kann, um Projekte zu optimieren.
Unser Geheimtipp für erfolgreiche Retrospektiven Methoden
In Summe ist es wichtig, die Retrospektiven Methode so zu wählen, dass sie möglichst einfach und unkompliziert durchführbar ist. In einer kurzen Zeit sollten möglichst facettenreich Erfahrungen zusammengetragen werden.
Um die Wirkung der Retrospektive zu verlängern und sich den Learnings immer wieder bewusst zu machen, kann im Anschluss an das Retro Meeting ein kurzes Video aufgenommen werden. Das führt dazu, dass auch neue Teamkollegen von den Optimierungen profitieren und sich schneller im Team einfinden.
Ziele von Retrospektiven – Was ist das Ziel einer Retrospektive
Warum braucht man überhaupt Retrospektiven und wie können Methoden dabei helfen, strukturierte Retrospektiven durchzuführen.
Fehler reduzieren
Fehler passieren und sie sind eine wichtige Grundlage zum Lernen. Was man jedoch vermeiden sollte, ist, dass Fehler immer wieder auftreten. Es ist somit wichtig, Fehler zu analysieren und aus ihnen zu lernen.
Eine Retrospektive stellt dabei eine Möglichkeit dar, in einem komfortablen Rahmen offene Kommunikation zu ermöglichen, ohne dabei nach Schuldigen zu suchen.
Persönliches Wachstum fördern
Mit einer gezielten Retrospektive fördern Sie das Wachstum Ihrer einzelnen Teammitglieder und somit optimieren Sie auch Ihre Organisation kontinuierlich. Es ist wichtig, eine gemeinsame Lernkultur zu entwickeln. Denn nur so können Sie in einer zunehmend komplexen Welt Ihre Anpassungsfähigkeit ausbauen.
Offenheit im Team fokussieren
Der ehrliche Umgang im Team ist wichtig für eine erfolgreiche Projektdurchführung. Eine Retrospektive schafft Raum für die Offenheit und Ehrlichkeit untereinander, sodass sich Teams im Rahmen von Retrospektiven weiterentwickeln können.
Retrospektive Methode zur Systematisierung von Feedback
Wie oft bemerkt man im Projekt, dass es Hemmnisse gibt, doch häufig läuft man in ähnliche Fehler immer wieder. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, mit Hilfe von geeigneten Methoden die Retrospektive zu strukturieren und zu systematisieren. Nur so können Sie sicherstellen, dass Sie den maximalen Wert aus einer Retrospektive schöpfen.
FAQ – die häufigsten Fragen rund um die Retrospektive
Wie macht man eine Retrospektive?
Organisieren Sie ein Meeting mit allen Beteiligten aus dem Projekt, entscheiden Sie sich für eine Methode und tragen Sie Ihre Erfahrungen zusammen.
Im oberen Teil haben wir Ihnen die Methoden vorgestellt, die wir in unserem Arbeitsalltag gebrauchen. Sie müssen für sich und Ihr Team eine optimale Methode auswählen. Auch bei Retrospektiven hilft die Kontinuität, um sich an die Methode zu gewöhnen.
Wie moderiert man eine Retrospektive?
Wichtig ist, dass Sie jedem Teilnehmer genügend Raum geben und Gedanken strukturieren. Überlegen Sie sich zuvor eine Agenda für die Retrospektive und sorgen Sie als Moderator dafür, dass diese eingehalten wird.
Was wird in einer Retrospektive besprochen?
Alles das, was den Projektteilnehmern auf dem Herzen liegt. Es darf keine Tabus geben. Wichtig ist es, Erfahrungen zu sammeln, zu strukturieren und für sich sowie das ganze Team nutzbar zu machen. Ziel ist es, aus Erfahrungen zu lernen und die Organisation kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Retrospektive Methode Fazit – wachsen mit Retrospektiven
Retrospektiven sind ein gutes Instrument, um den Lernprozess in Organisationen zu fördern. Es gibt verschiedene Methoden für Retrospektiven. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Methode möglichst einfach sein muss, um nicht zu viel Energie daran zu verschwenden die Methode nutzbar zu machen, sondern um sich frühzeitig auf die Ergebnisse sowie Erkenntnisse zu konzentrieren.
Um diese Methoden in Ihrer Vertriebsorganisation zu nutzen, vereinbaren Sie gerne einen Termin zum kostenlosen Vorgespräch unseres Hybrid Sales Workshops. Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen.